Bunt und munter rund um die Brakeler Jugendfreizeitstätte

Bunt und munter rund um die Brakeler Jugendfreizeitstätte

Es ist nicht zu übersehen! Kommt man jetzt an der Jugendfreizeitstätte vorbei, erstrahlt der Aufzug in bunten Farben. Acht Jugendliche im Alter zwischen elf und 18 Jahren hatten sich zusammengefunden, um das Graffitiabenteuer zu wagen.
An zwei Wochenenden vor den Osterferien 2024 erarbeiteten sie sich in zwei Workshops die Thematik von Teilhabe, Inklusion und Antidiskriminierung bzw. die ersten Ideen zur Gestaltung der Flächen. Diese Workshoptage wurde von Marie-Luise Bonsch, Julia Hansmeyer und Dirk Damm, den Mitarbeitenden der Antidiskriminierungsstellen des Kreises Höxter geleitet. Die Kinder und Jugendlichen lernten auf diese Weise sich spielerisch mit schwierigen Themen auseinanderzusetzen.

So trafen sie auch schon den Graffiti Künstler Lukas Michalski, der ihnen die Arbeit mit der Graffitikunst und den Sprühdosen näherbrachte. Es stellte sich heraus, dass der Workshoperfahrene Lukas Michalski gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen kann. So waren alle von Anfang an mit Begeisterung dabei. Sie lernten auch mit Frustrationen umzugehen, wenn etwas zunächst nicht so gut funktionierte. Auf diese Weise wurde Ausdauer und Geduld trainiert. Gemeinsam wurde die Idee entwickelt die Aufzugflächen in Form eines Puzzles zu gestalten. Jeder Teilnehmende bekam die Aufgabe ein Puzzleteil anzufertigen.
Zu Beginn der Osterferien wurde es richtig spannend. Der Malerbetrieb Ortmann stellte dankenswerterweise für die Projektumsetzung ein Gerüst zur Verfügung. Nun galt es, mit der nötigen Selbstsicherheit die eventuell vorhandene Höhenangst zu überwinden und bis ganz nach oben zu klettern. Zur Absicherung dienten die Sicherungsgurte der Kletterwand. Es war aber auch in Ordnung im unteren Bereich eine Fläche zu gestalten. So übernahm Ines Wiegard die Gestaltung einer Rollstuhlfahrerinnen.

Nach ersten Versuchen auf Pappe und exakterer Planung entstanden die ersten Bilder auf den grauen Flächen des Außenaufzuges. Leider war das Wetter kühl und regnerisch, sodass immer wieder kreative Pausen im Haus stattfanden. Es war eine Zeit für Gespräche und Diskussionen jeglicher Art. Das Mittagessen und die Getränke wurde von der Jugendfreizeitstätte gesponsert. Für den Nachtisch sorgte muvi e.V.
Es sollte sich jeder das fertige Kunstwerk einmal anzuschauen! Auf der linken Seite erkennt man deutlich, dass sich Lukas Michalski als Diplom-Buchstabenverdreher bezeichnet. In dem blauen Feld oben liest man den Text „Say yes to diversity“, im mittleren gelben Feld bedeuten die Schriftzeichen „Frieden“ und im unteren Feld findet man den Namen unseres Vereins „MUVI“ zusammen mit einer glücklichen Rollstuhlfahrerin, die sich über die Existenz des Aufzuges freut. Darunter haben alle Teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler unterschrieben. Vielleicht werden sie eines Tages mit ihren Kindern an der Hand hier vor dem Aufzug stehen und ihnen von der Arbeit bei Sturm und Regen erzählen.

Auf der rechten Seite ragt ein Baum in die Höhe, der am unteren Ende schon sehr bedrohlich aussieht. Seine Umwelt scheint trocken zu sein, vielleicht sogar vom Feuer bedroht! Im mittleren Bereich sind noch etwas mehr Blätter vorhanden, aber nach oben sieht er grün und gesund aus. Hier haben sicher die Gedanken an die Veränderung des Klimas Pate gestanden. Gerade die junge Generation kann nicht abschätzen, was auf sie zukommt. Bei vielen von ihnen erkennt man die Bereitschaft, so weit wie möglich diesem Wandel entgegenzuwirken.

Auf der Vorderseite erinnert eine Taube, wenn sie auch pinkfarben ist, an den weltweiten Wunsch nach Frieden. Unterstützt durch die blauen Hände, die man sich über Grenzen hinaus reicht. Die Regenbogenfarben um den Aufzug herum zeigen noch mal die Akzeptanz für jegliche Orientierung der Menschen. Um das Projekt umzusetzen, wurde ein Förderpaket geschnürt. Unsere Sponsoren waren die Sparkasse Höxter, der Heimatscheck und die Aktion Mensch.
Um das Projekt Außenaufzug vollständig abzuschließen, fand am 4. Mai rund um die Brakeler Jugendfreizeitstätte der europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Viele Gäste waren gekommen, um den Außenaufzug zu bewundern. Die Theaterwerkstatt Bethel führte die Premiere des neuen Theaterstücks „Julia und Romeo – Habt Ihr schon gehört“ auf. Das Stück war so berühren, dass einige Zuschauerinnen und Zuschauer Tränen in den Augen halten. Es ist wichtig ein Zeichen für Inklusion zu setzen. Auch die vielen Informationsstände mit den Themen Antidiskriminierung, Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und Behinderung tragen zur Aufklärung bei.

Es gab an den Infoständen viele Überraschungen. Zudem fanden Kinderschminken und Spiele statt. Ein Pizza- und Getränkestand standen vor Ort. Der Verein „pro barrierefrei Bad Driburg“ backte belgische Waffen. Die Fahrerinnen und Fahrer des Bürgerbusvereins machen Popcorn. Literarische und musikalische Beiträge von Andrea Reineke, Andreas Gerold und Bernd Gemke mit Bands runden das bunte Programm ab.
Seit vielen Jahren feiern wir mit zahlreichen Netzwerkpartner den europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. In diesem Jahr machten wir darauf aufmerksam, dass in der Brakeler Jugendfreizeitstätte eine barrierefreie Toilette fehlt. Aus diesem Grund fand um 16 Uhr ein stiller Protest statt. Mit der Stadt Brakel haben wir bereits diskutiert, sodass diese Baumaßnahme möglicherweise im Jahr 2025 in den Haushaltsplan aufgenommen wird. Die kreisweite Veranstaltung wurde von verschieden Seiten unterstützt und gesponsort sowie aufgrund einer Extraförderung für diesen Aktionstag durch die Aktion Mensch erst ermöglicht.